Über die Leseprobe bzw. eine Lese-/Diskussionsrunde bin ich
auf „Fürchtet euch“ von Wiley Cash aufmerksam geworden.
Die Leseprobe, ein erster Eindruck zum Roman, hat mir auf
der Stelle Gänsehaut und Wutgefühle zugleich beschert (1. Teil aus dem 1.
Kapitel).
Eine kleiner Ort in den Bergen North Carolinas, eine
geheimnisvolle, evangelikale Gemeinde mit einem unheimlichen, charismatischen
Pastor, ein Mord…einzelne, packende Themen, die in Kombination noch viel
explosiver wirken.
Das Cover des Buches passt hervorragend zu dieser subtilen
Thematik (Aufeinanderprallen von Gut und Böse, Vertrauen und Gefahr,…)
Insbesondere die Beschreibung der Gemeinde von Pastor
Chambliss hat mein Interesse an diesem Buch geweckt, da ich mich als überzeugte
Christin für Gemeindeformen und auch für die Gefahr, die von manipulativen
Leitern ausgeht, interessiere.
Eine Gemeinde, wie sie hier in der Leseprobe beschrieben
wird, gehört meiner Meinung nach EINDEUTIG zu den schwarzen Schafen - und
leider gibt es sie tatsächlich und sind keine Erfindung des Autors.
Gottes Wort wird vom Gemeindeleiter zu dubiosen Zwecken
missbraucht. So Etwas "beschmutzt" die Christenheit im Allgemeinen,
was sehr schade ist.
Daher war ich (unter anderem!) äußerst gespannt, wie Wiley Cash zu diesem Thema weiter Stellung nimmt, insbesondere ob er indirekt alle in einen Topf wirft.
Daher war ich (unter anderem!) äußerst gespannt, wie Wiley Cash zu diesem Thema weiter Stellung nimmt, insbesondere ob er indirekt alle in einen Topf wirft.
Aber leider ist schon der erste Teil des Buches mit
verwirrenden Zeitsprüngen übersäht. Grundsätzlich entstehen dadurch keine
Verständnisprobleme, aber mir fiel es aufgrund dieser Tatsache schwer, richtig
in die Geschichte einzutauchen.
Erst befinden wir uns zeitlich nach dem zentralen Ereignis (Mord), dann
plötzlich davor, dann hier und da verstreut Rückblenden. Und diese Rückblenden
haben im Nachhinein gesehen weder zur Haupthandlung beigetragen, noch dazu
geführt, dass man das Handeln der einzelnen Charaktere besser versteht.Jetzt möchte ich aber einen positiven Aspekt zum Schreibstil einschieben, bevor ich mit meiner negativen Kritik fortfahre:
Der unterschiedliche Umgang der Charaktere mit dem Thema „Tod“ wird hier sehr schön herausgearbeitet. Einzelne Szenen und Gedanken lassen einen beklemmt oder zutiefst traurig zurück. Das Thema kommt beim Lesen plötzlich greifbar nah.
Alles schön und gut…aber ich habe mich während des Lesens einfach gefragt: „Wann wird der berühmte Spannungsbogen endlich gespannt??“
Von einem guten Buch, sei es nun dem Genre Krimi/ Thriller oder Drama zuzuordnen, erwarte ich nun mal eine gewisse Spannung bzw. Geschwindigkeit. Aber das Buch nahm auch nach ¾ keine Fahrt auf - und auch auf mein Überraschungsmoment wartete ich vergebens.
Informationen (zur Handlung an sich) fließen sehr einseitig
oder spärlich ein und man hat kaum die Möglichkeit, selber mitzurätseln. Und
ich wollte unter anderem rätseln; das war meine Erwartungshaltung an das Buch!
Die Geschichte war einerseits spärlich mit Informationen bestückt – andererseits voll Metaphern und Bildern. Ich wurde beim Lesen fast verrückt! Natürlich muss man nicht alles verstehen…aber letzten Endes wird der Leser hier mit vielen offenen Fragen zurückgelassen, obwohl die Haupthandlung an sich völlig banal ist.
Die Geschichte hätte an so vielen Stellen eine interessante Wendung nehmen können
(ich hätte selbst grandiose Ideen gehabt) – Aber irgendwie ist NICHTS passiert!Die Geschichte war einerseits spärlich mit Informationen bestückt – andererseits voll Metaphern und Bildern. Ich wurde beim Lesen fast verrückt! Natürlich muss man nicht alles verstehen…aber letzten Endes wird der Leser hier mit vielen offenen Fragen zurückgelassen, obwohl die Haupthandlung an sich völlig banal ist.
Genau betrachtet macht kaum ein Charakter eine wirkliche Entwicklung durch:
Der Antiheld bleibt der unsympathische Antiheld ohne liebenswürdige Seiten, die Naive bleibt naiv und die Perfekte bleibt perfekt. Das Ende ist genau so, wie es schon im 3. Kapitel den Anschein macht. Was für eine Enttäuschung!
Auf den ersten Blick hatte das Buch für mich also folgende Prämisse: "Ein Unglück kommt selten allein" - oder eher: "Auch aus dem größten Unglück kann etwas Gutes entstehen!"
Aber als so banal schätze ich den Autor dann doch nicht ein...
Die für MICH wichtigste Botschaft des Buches war eindeutig:
Es gibt gute "gottlose" Menschen sowie schlechte "gottesfürchtige" Menschen. Letztendlich ist es nicht an uns zu urteilen, sondern an Gott! Und das sehe ich auch als Statement des Autors zum Thema Glaube. Er zeichnet in seinem Buch eine fehlgeleitete Gemeinde – erwähnt aber zum Schluss, dass es auch anders geht. Das hat mir sehr gefallen.
Fazit:
Für jemanden, der auf detaillierte Szenen- und Gefühlsbeschreibungen steht, bzw. am Ende gerne mit 1.000 Fragezeichen im Kopf zurückbleibt und eine komplett eigene Interpretation für das Buch basteln möchte, ist „Fürchtet euch“ auf alle Fälle etwas! Wer auf Überraschungsmomente steht und gerne mit festem Griff durch die Geschichte geführt wird, sollte besser die Finger davon lassen.
Aufgrund einiger wirklich einfühlsamer Passagen, die einen fast zu Tränen rühren, vergebe ich trotzdem noch 2 Sterne.
Schade, dass dir das Buch nicht so gefallen hat! Während dem Lesen hab ich mir mal gedacht, ob das nicht mal was für eine Crowdworking Plattform wie Microworkers wäre ... Als Autor einfach seinen Text Testlesern zur Verfügung zu stellen und deren Feedback abzuwarten, finde ich eine interessante Idee, also während des Entstehungsprozesses des Buchs, meine ich, nicht erst danach.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Luna