Donnerstag, 11. April 2013

Der dicke, fette Schweinehund

Servus!

Ich weiß, ich weiß..meine Dokumentationsarbeit hier lässt im Moment sehr zu wünschen übrig.
Was aber ernsthaft daran liegt, dass ich momentan so gut wie "projektlos" bin - vielleicht kehrt der Schwung mit dem anstehenden Frühling zurück.

Ein kleines Projekt hat sich jedoch in den letzten Wochen bei mir eingeschlichen und so war natürlich meine Überlegung, ob dieses einen Blog-Eintrag wert ist. Und ich bin zu dem Schluss gekommen: JA!

Es ist
1. Ein Experiment und
2. mein Erfahrungswert auf diesem Gebiet ist sehr gering.

Habt ihr zufällig vor einiger Zeit "Das Jenke Experiment" bei RTL gesehen, als es um das Thema "Altern" ging?
Normalerweise sitze ich abends gar nicht vor dem Fernseher, sondern verkrieche mich mit einem guten Buch oder dem Laptop in eine Ecke.
Und RTL kommt bei mir erst recht nicht in die Tüte (, nennen wir es mal "militanter Unterschichten-TV-Streik").

Aber zu meiner Überraschung war die Dokumentation wirklich ergreifend und hat mich ganz tief bewegt. Jenke ist ein sehr "echter" Moderator und man nimmt ihm ab, dass er sich für das interessiert, von dem er redet.

Mir ist wieder klar geworden, dass es WIRKLICH kein Spaß sein muss, alt zu sein und womöglich alleine in einem Heim leben zu müssen. JEDER sollte sich ausreichend mit diesem Thema beschäftigen - sei er nun 25 oder 45 Jahre alt.

Ich habe mich gefragt: "Was wünscht du dir von deiner Umwelt, wenn du mal alt, schwach und in den Augen der Gesellschaft zu nichts mehr zu gebrauchen bist?"





Ich wünsche mir: Respekt,  Wertschätzung und geschenkte Zeit.










Das Ganze hat mich nicht mehr losgelassen und ich verspürte den Drang, mich mit anderen darüber auszutauschen.

Meine lieben Freundin Anna, die selber in der Altenpflege tätig ist, hat mich auf die Idee gebracht, mich mit meinen Interessen und Stärken ehrenamtlich einzubringen - und sei es nur ein paar Stunden im Monat.

Aber in dieser Hinsicht habe ich mich immer "assozial" gefühlt - um's mal so auszudrücken.
Es fällt mir unheimlich schwer, mich in andere Menschen hineinzuversetzen, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen und im richtigen Zeitpunkt die richtigen Worte zu finden. Wenn mir Not begegnet, habe ich eher Berührungsängste und entwickle eine regelrechte Menschenscheu.
Daher kam ein sozialer Beruf für mich nie in Frage.
Aber gibt es wirklich die "sozialen" Menschen, die von Anfang an wissen, dass sie dafür gemacht sind und die, die sowas eben NICHT können? Oder stehen wir nicht alle in der Verantwortung?
Ich habe für mich entschieden, dass ich es probieren möchte. Ohne mich dabei zu übernehmen. 

So habe ich willkürlich ein Seniorenheim angeschrieben und meine Hilfe angeboten...im Bereich Vorlesen, Singen. Maximal 1 x die Woche abends.
Es stellte sich heraus, dass ausgerechnet in diesem Heim eine Art Literaturclub in's Leben gerufen wurde, in dem ehrenamtliche Mitarbeiter vorlesen und Gespräche über das Gelesene anleiten können.
Hörte sich vielversprechend an.

Am  09.04. wurde es dann konkret! Mein erster Ausflug in's Altenheim...und ich war kurz davor natürlich etwas nervös (was sich durch einen blitzenden Kasten an der Straße geäußert hat), aber trotzdem motiviert.

Dort angekommen wurde ich von der Leiterin empfangen und herumgeführt.
Eigentlich sind wir nur bis zum 1. Stock gekommen.
Die Leiterin öffnete die Türe zum Stock mit den Worten: "Wir haben zwar keine offizielle Demenz-Abteilung, aber HIER sind diejenigen, die gerne mal ausbüchsen..." (Soso...)

Nachdem ich meine Sachen im Mitarbeiterraum abgelegt hatte, wurde ich der zuständigen Pflegerin für das "Nachmittagsprogramm" vorgestellt. Die war aber so eingespannt, dass sie gerade die Zeit hatte, mich an einen Tisch voller Rentner zu setzen, die mich erst mal keines Blickes würdigten...da hab ich ganz schön geschwitzt.
"Wollen sich nicht mit Herrn XY Mensch-Ärgere-Dich-Nicht spielen??" - Alles klar! So habe ich drei Runden gegen ihn gespielt. Mit SEINEN Regeln. Er hat natürlich drei Mal gewonnen - und war happy. 

Tja, danach saß ich mehr oder weniger sprachlos in der Runde mit den Bewohnern bzw. der Pflegerin und war total überfordert. Wer von diesen Herrschaften versteht eigentlich noch, was ich sage? WIE kann ich mit ihnen kommunizieren? Was brauchen sie im Moment von einer Fremden?

Alles in einem war ich sehr ernüchtert. Aber was hatte ich erwartet? Dass ich mit Jubelschreien empfangen werde, weil alle nur auf mich gewartet haben? Nein...diese Menschen vergessen im schlimmsten Fall noch am selben Tag, dass ich überhaupt da war.

Nun ja, ich will nicht nach dem ersten Besuch aufgeben und versuche, das nächste Mal etwas entspannter und mit weniger Vorgaben an mich selbst hinzugehen. Aber wem die Pflegerin da genau Bücher vorlesen möchte, ist mir ein Rätsel...vielleicht komme ich ja noch dahinter...und außerdem geht es jetzt mal NICHT um mich.


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