Dienstag, 7. Mai 2013

Altenheim - Klappe, die 2.!

Eine Freundin brachte eben den einfachen, aber so wahren Satz:

"Irgendwann ist immer das erste Mal!" - Genau SO sieht's aus, DAS ist das Motto der Anfängerin!

Heute war ich nicht zum ersten, sondern schon zum ZWEITEN Mal im Altenheim. Vielleicht erinnert ihr euch an mein kleines Deasaster beim letzten Mal.
Für heute habe ich aber wider jeder Zweifel einen Termin vereinbart - und kurz vorher tatsächlich 1 Sekunde lang überlegt, ob ich es einfach bleiben lasse und doch nicht hinfahre. Ich habe es final durchgezogen.
(Bei Sonnenschein und 22°, wohlbemerkt!).

So bin ich also mit einer deutlich geringeren Motivation, 30 Minuten Verspätung ( - als ehrenamtliche Mitarbeiterin kann man sich das ja leisten...) und völlig außer Atem im kleinen Salon angekommen, wo ich heute meine Zeit verbringen durfte. Diesmal NICHT im (für mich) grusligen 1. Stock, sondern im 2. Stock. Das ließ doch hoffen.

Scannerblick nach dem Öffnen der Tür: drei Bewohnerinnen, eine hauptamtliche Mitarbeiterin, eine Präsenzkraft und eine Praktikantin (was ich nicht alles schon beim Eintreten wusste).

Eine der älteren Damen sagte sofort zu mir: "Setzen Sie sich doch auf das schöne rote Sofa! Wie eine Königin!". Sie spricht! Und WIE nett! Ich hatte mich ja wirklich auf das Schlimmste eingestellt.

Also setzte ich mich schnell und hörte der Hauptamtlichen beim Lesen einer Geschichte zu, die von der Apfelernte handelte.
Die Seniorinnen lehnten sich bedächtig und lauschend nach vorne, grinsten hier und da, als seien sie gerade selbst auf einem Herbstspaziergang zwischen Bäumen und Apfelduft. Wow...was für ein Einstieg in meine Runde.

Dieses Thema war wie der Startschuss für eine laaange Erzählung einer sehr putzigen und bedächtigen Bewohnerin, welche aus ihrer Kindheit, den 9 Geschwistern, den Weihnachtsfesten, dem Tag, an dem sie elektrisches Licht in's Haus bekam, der harten Arbeit und dem Einlagern von Obst etc. erzählte..sie war nicht mehr zu bremsen.
Und ich schaute sie nur an und dachte: "Genau DAS habe ich mir im Gegenzug für meine Zeit hier im Heim gewünscht. Geschichten, die das Leben schreibt."

Aber das Beste kam noch...es haute mich förmlich aus den Socken und bestätigte mir, dass meine noch so "einfache" Arbeit hier ankommt.

Nun war ich an der Reihe: "Möchten sie auch etwas vorlesen?" - das Erste, was mir in die Finger geriet, war ein Märchenbuch. Ich blätterte hastig nach einer geeigneten Geschichte - meine Wahl viel auf das Märchen von "Aschenputtel". Damit kann man doch nichts falsch machen!
Dass es die richtige Wahl war, merkte ich bald. Während des Lesens fing eine der Damen leise an zu schluchzen, sprach Passagen mit: "Ruckediguuu, ruckediguuu"...lächelte, weinte...sollte ich weiterlesen? Ein kurzer Blick zur Hauptamtlichen, die mich mit Kopfnicken ermunterte, weiterzumachen.

Dann wurde die gemütliche Runde irgendwann aufgelöst und ich verließ das Gebäude mit dem Gedanken:

"Wenn es niemanden gibt, der ihnen "die Welt" vorliest, die sie selbst nicht mehr betreten können...was passiert mit diesen Menschen?"





1 Kommentar:

  1. Ich finde es echt toll, dass du ein zweites Mal hingegangen bist und es diesmal so positiv verlaufen ist. Ich bin gespannt, was du von weiteren Besuchen berichtest.
    Liebe Grüße Marie

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